Mein Weg in die Politik

Mein Interesse für die Politik war schon immer gross. Politisiert wurde ich unter anderem dadurch, dass weder mein Vater noch meine Mutter jenen Beruf erlernen konnten, den sie sich gewünscht haben. Für mich war deshalb immer klar, dass die Möglichkeiten, welche ich als junge Frau heute habe, keine Selbstverständlichkeiten sind. Ich erachtete diese Möglichkeiten als Chancen, mich zu engagieren. So nutzte ich beispielsweise im Zuge der Herabsetzung des Stimm- und Wahlrechtsalters auf 18 Jahre die Anfrage der Gemeinde als jüngste Jungbürgerin die offizielle Rede zum 1. August halten zu dürfen.

Dies war rückblickend meine politische Initialzündung, auch wenn es dann noch über zehn Jahre dauern sollte, bis ich in die Politik eingestiegen bin. Ich interessierte mich seit jeher für politische Fragen und war bereits als Jugendliche fasziniert von unserer Demokratie. Es stand immer ausser Frage, dass die SP diejenige Partei ist, mit welcher ich mich am meisten identifizieren kann. Zu meinem 30. Geburtstag schenkte ich mir den Parteibeitritt in die SP Graubünden. Regelmässig besuchte ich die Sitzungen der Sektion Chur, obwohl ich niemanden kannte. Diese Situation war mir mittlerweile in Graubünden bekannt und ich hatte gelernt, dass Bündnerinnen und Bündner sich etwas länger Zeit nehmen, um auf neue Menschen zuzugehen. Bald wurde aber die Aktion Goldfischteich gestartet mit dem Slogan „Warte nicht, bis du entdeckt wirst“. Darauf meldete ich meine Bereitschaft für die Übernahme einer aktiven Aufgabe an.

Ob Zufall oder nicht zog sich jemand von der Wahlliste als Grossratsstellvertreterin zurück und ich wurde angefragt, ob ich mich zur Verfügung stellen möchte. Zu verlieren hatte ich nichts, motiviert war ich und so sagte ich zu. Ich mobilisierte alle meine bis dahin bekannten Leute aus Chur und zog in meinen ersten Wahlkampf. Meine Freude und Überraschung waren gross, als ich erfuhr, dass ich den ersten Platz auf der Liste der Stellvertreter des Kreises Chur erreichte. Es dauerte nicht lange bis ich zuerst in Folge einer Mutterschaftsvertretung und später infolge der Wahl der damaligen Regierungsrätin Eveline Widmer-Schlumpf in den Bundesrat zur „ständigen“ Stellvertreterin wurde und damit ab 2006 einen festen Sitz im Grossen Rat des Kantons Graubünden hatte. Eine meiner ersten Vorlagen, mit welcher ich mich beschäftigte, war der Bündner Finanzausgleich. Ich war massgeblich daran beteiligt, dass die Vorlage zum Bündner NFA im Jahr 2010 abgelehnt wurde. Mit diesem Sachgeschäft, war ich so richtig in der Politik angekommen. Seit meiner Wahl zur offiziellen Grossrätin im Jahr 2010 engagiere ich mich mit Freude in der Legislative des Kantons Graubündens.

Am 20. Oktober 2019 wurde ich vom Bündner Stimmvolk in den Nationalrat gewählt. Schon kurz nach meiner Wahl und noch vor meiner offiziellen Vereidigung als Nationalrätin durfte ich im Politmagazin «Arena» im Schweizer Fernsehen SRF unter dem Titel «Frauen an der Macht – Und jetzt?» zu einem meiner politischen Kernthemen Stellung nehmen.